Digitale Disease Management Programme

Im Gespräch beleuchten wir die Entwicklung von Disease-Management-Programmen (DMPs) und deren digitale Zukunft.

Was sind DMPs?

Disease-Management-Programme sind strukturierte Behandlungsprogramme für chronische Erkrankungen wie Diabetes. Sie basieren auf medizinischen Leitlinien und operationalisieren diese in Arbeitsschritte und idealtypische Abläufe für Ärzte und Patienten. DMPs wurden in Deutschland um die 2000er Jahre eingeführt, um die Versorgung chronisch Kranker zu verbessern und zu standardisieren .

Herausforderungen der klassischen DMPs

Karsten berichtet von seiner frühen Erfahrung mit einem Pilotprojekt zur Diabetesversorgung vor Einführung der DMPs. Das Projekt setzte auf individuelles telefonisches Coaching durch Betroffene und digitale Datenübermittlung. Im Gegensatz dazu waren die später eingeführten DMPs eher nach dem „One-Size-Fits-All“-Prinzip konzipiert und anfangs stark mit dem Morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) verknüpft, was für Krankenkassen finanzielle Anreize zur Patienteneinschreibung schuf.

Als zentrale Schwäche der bisherigen DMPs wird die mangelnde Unterstützung bei Lebensstilveränderungen identifiziert. Während Ärzte Medikamente leicht verschreiben können, fehlen wirksame Strukturen für die Begleitung von Patienten bei der Umstellung von Ernährung, Bewegung oder Rauchentwöhnung – obwohl diese Faktoren für den Therapieerfolg oft entscheidend sind .

Digitale DMPs als Lösung
Digitale DMPs (DDMPs) sollen diese Lücke schließen. Sie integrieren verschiedene digitale Elemente:

Telemonitoring der Patientenwerte (z.B. Blutzucker)
Telemedizinische Anbindung an Ärzte und Coaches
Apps zur Unterstützung von Lebensstilveränderungen
Anbindung an die Telematikinfrastruktur (elektronische Patientenakte, E-Rezept, Kommunikationsdienste)

Für die Umsetzung digitaler DMPs wurden drei Ausbaustufen konzipiert:

Nutzung vorhandener Telematik-Infrastruktur
Integration bestehender Hersteller-Ökosysteme und Apps
Entwicklung eines umfassenden Versorgungsmanagement-Systems mit Echtzeit-Überwachung für Ärzte

Strukturelle Herausforderungen

Wir identifizieren mehrere strukturelle Probleme im Gesundheitswesen:

Fehlende digitale Strukturplanung: Während es Planungen für Krankenhäuser und Arztpraxen gibt, fehlt eine systematische Planung digitaler Infrastrukturen.
Sektorenübergreifende Koordination: Die Übergänge zwischen verschiedenen Leistungserbringern (Hausarzt, Facharzt, Pflege, etc.) sind oft ineffizient und unkoordiniert.
Regionale Netzwerkeffekte: Digitale Plattformen entfalten ihre Wirkung erst, wenn in einer Region eine kritische Masse von Nutzern erreicht wird.
Fehlende Standards für Therapiesteuerung: Es gibt kaum etablierte Systeme, die eine strukturierte, sektorenübergreifende Therapieplanung ermöglichen.
Ausblick

Wir sehen großes Potenzial in regionalen Initiativen zur Etablierung digitaler Versorgungsplattformen. Durch bessere Koordination und digitale Unterstützung könnten 20-40% der Fälle bei chronischen Erkrankungen reduziert werden, was den finanziellen Druck durch den demografischen Wandel teilweise kompensieren könnte.

Krankenkassen beginnen bereits, eigene digitale Portfolios aufzubauen. Die neue Rechtsverordnung zu digitalen DMPs wird als erster Schritt gesehen, wobei innovative Kassen bereits darüber hinausgehen können.

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Sneak Peak _hilft

Bald geht es los. Hier schon einmal ein kleiner Teaser. Eine richtige Nullnummer mit meiner Co-Hostin Ulrike Wachter wird noch folgen. Der hilft Podcast wird sich mit den unterschiedlichsten „Erfahrungen“ oder „Experiences“ im Gesundheitswesen beschäftigen. Mit Expert-innen / Teilnehmerinnen aus den unterschiedlichsten Bereichen des Gesundheitswesen wollen wir erkunden wo die Herausforderungen, Probleme und mögliche Lösungen […]

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